Schätzleins in Namibia

Vor Kurzem erfuhr ich, dass es auch in der deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika Schätzleins gab. Ich stellte einige Nachforschungen an und fand heraus, dass der Kaufmann Karl Friedrich Schätzlein Deutschland kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, welcher später Deutschland die Kolonie kosten sollte, gen Deutsch-Südwestafrika verließ.

Im Alter von 32 Jahren verließ Karl Deuschland von Hamburg aus an Bord des Reichspostdampfers RPD Gertrud Woermann, welcher am 24. August 1913 in See stoch und am 20. September 1913 in der südwestnamibischen Stadt Lüderitz (ehemals Lüderitzbucht) ankam. Nicht einmal ein Jahr später, am 21. Juni 1914, heiratete er Gretchen Bentz. Im Kolonialen Hand- und Adreßbuch 1926-1927 lässt sich ein Warengeschäft finden, welches unter dem Namen „Schätzlein Ltd.“ firmierte und Karl gehörte. Tatsächlich hat ein Teil seiner Geschäftskorrespondenz aus dem Zweiten Weltkrieg im Staatsarchiv Südafrikas überlebt. Dank eGSSA war ich in der Lage, eine Kopie dieser Akten zu erlangen, welche Sie hier einsehen können. Eine der beiden Akten ist jedoch leer.

Zeitlebens engagierte sich Karl sehr für Fortschritte in der Bildung. Er war einer der Mitbegründer des Deutschen Schulvereins Lüderitzbucht im Jahre 1919 und dessen langjähriger Vorsitzende und Ehrenvorsitzende. Er investierte viel Zeit und Energie in den Verein und den Auf- und Ausbau der Schule. Nach seinem Tode am 5. Januar 1971 im Alter von 89 Jahren wurde in seinem Namen eine Gedenkfeier in der Schule abgehalten. Ein Schülerheim besagten Schulvereins wurde Karl-Friedrich-Schätzlein-Heim benannt (der Name wurde inzwischen geändert).

Karl war jedoch nicht der einzige Schätzlein in Namibia – in der Hauptstadt Windhoek haben nachweislich vier Schätzleins ihren Abschluss an der Deutschen Höheren Privatschule Windhoek (DHPS) gemacht. Einer von ihnen, Christian K. F. Schätzlein, scheint eine Rosemarie Anna Sophie Essmann geheiratet zu haben. Im Zweiten Weltkrieg, in dem sie bei The South West Breweries Ltd. in Windhoek für ein Gehalt von £25 arbeitete, wurde ihr Hab und Gut beschlagnahmt. Ihren Briefwechsel mit dem „Treuhänder für Feindeigentum“ konnte ich durch eGGSA erlangen, welchen sie sich hier durchlesen können.

Was Karl Friedrichs Ursprünge anbelangt: Er wurde am 3. Februar 1881 in Ludwigshafen am Rhein als Sohn des 31jährigen Schreinermeisters Karl August Schätzlein und dessen 27jährigen Frau Louise geb. Schreiber geboren.

Louise Schreiber wurde am 15. September 1853 in Hainfeld als Tochter des Dagobert Schreiber und dessen Ehefrau Christiana geb. Anslinger geboren.

Karl August Schätzlein wiederum wurde am 15. Dezember 1849 in Frankfurt am Main als Sohn des Schreinermeisters Johann Christian Schätzlein und dessen Frau Susanna Margaretha geb. Bauer geboren. Die Geburt geschah vorehelich – die Eltern heirateten erst am 24. Juni 1852 im Ludwigshafener Stadtbezirk Mundenheim.

Johann Christian Schätzlein wurde am 4. Januar 1823 in Würzburg geboren. Eltern waren der Büttnermeister Johann Georg Schätzlein, welcher in Giebelstadt verstarb, sowie die in Würzburg verstorbene Anna Margaretha Winkler.

Seine Ehefrau Susanna Margaretha Bauer wurde am 12. Dezember 1821 in Mainbernheim als Tochter des Schreiners Ernst Jacob Bauer und dessen Ehefrau Elisabetha Barbara Metzger geboren.