Grundlagen der Ahnenforschung in Schlesien

Diese Seite dient einer Einführung in die Ahnenforschung in Schlesien (Preußisch-Schlesien).

Neben den Grundlagen der Ahnenforschung in Schlesien werden auch die wichtigsten Quellen, Archive und Forscherhilfen behandelt, die die Suche erleichtern sollen. Ebenso möchte ich wichtige Sekundärquellen (Zeitungen, Grundakten, etc.) behandeln und das Vorhandensein von Akten verschiedener Institutionen des ehemaligen deutschen Reichs behandeln (Stadtverwaltung, Gerichte, Katasterämter). Polnische Übersetzungen der wichtigsten Begriffe werden in Klammern („…“) angegeben. Diese Begriffe erleichtern die Suche. Diese Seite setzt gewisse Grundkenntnisse der Ahnenforschung voraus (Wo fängt man an? Wie benutzt man Familysearch und Ancestry?).

Bitte beachten: Sollte ein auf szukajwarchiwach führender Link in einer Fehlermeldung resultieren, so empfiehlt es sich, den Link nochmal anzuklicken.

Diese Seite wird laufend aktualisiert wenn neue Materialien oder Informationen auftauchen oder wenn ich neue Forschungswege oder Hilfsmittel entwickle. Letzte Aktualisierung: 31.01.2024

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Inhalt

Exkurs: Was ist Schlesien?

Die Region Schlesien war einst Teil Österreichs und bestand aus einem Sammelsurium an verschiedenen Fürstentümern, Grafschaften und freien Standesherrschaften, welche zudem in kleinere, kreisähnliche Verwaltungseinheiten – sogenannte Weichbilder – aufgeteilt waren. Erst während des Österreichischen Erbfolgekrieges fielen 1742 weite Teile Schlesiens an Preußen, welche fortan inoffiziell Preußisch-Schlesien genannt wurden. Lediglich die Regionen um Teschen (Cieszyń) und Troppau (Opava), nun im Volksmund bekannt als Österreich-Schlesien, verblieben bei Österreich. Erst infolge der Gebietsreformen und die Eingliederung der nördlichen Oberlausitz nach Schlesien nach dem Wiener Kongress 1815 nahm Schlesien jedoch die gewohnte Einteilung in Landkreise an, die bis auf die Gründung des Kreises Neurode 1854, die Aufteilung des Kreises Beuthen in die Kreise Beuthen, Zabrze, Kattowitz und Tarnowitz im Jahre 1873, sowie Ausgliederungen verschiedener Städte in eigene Stadtkreise so bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918 bestehen blieb.

Um Missverständnisse auszuräumen und konsistent zu bleiben: Generell verwenden Ahnenforscher die Kreiseinteilung mit dem Stand von 1918.

Infolge des Ersten Weltkriegs kam es zu größeren Veränderungen. So wurde das “Hultschiner Ländchen” um Hultschin (Hlučín) Kreis Ratibor an die Tschechoslowakei und Teile der Kreise Guhrau, Groß Wartenberg und Namslau an Polen abgetreten. In Oberschlesien kam es zu einer Volksabstimmung über den Verbleib bei Deutschland, die in einer Abtretung der Kreise Kattowitz und Pleß, sowie weiter Teile der Kreise Rybnik, Lublinitz, Beuthen, Tarnowitz und Hindenburg an Polen resultierte. Die Restgebiete dieser Kreise bildeten nun eigene Kreise oder wurden von anderen Kreisen absorbiert. 1932/1933 kam es zu weiteren Änderungen, durch die mehrere Landkreise aufgelöst und von anderen Landkreisen absorbiert wurden. 1938 wurde zudem der Kreis Fraustadt nach Schlesien umgegliedert.

Ab Anfang der 1900er Jahre wurde eine Reihe von Ortsnamen slawischen Ursprungs in deutsche umbenannt (Zabrze wurde z.B. in Hindenburg umbenannt). Diese Aktivität fand ihren Höhepunkt in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre, als die Nazis systematisch Orte umbenannten, um slawische Einflüsse auszumerzen. Dies muss auch bei der Ahnenforschung beachtet werden.

Heute entsprechen die ehemaligen Gebiete Preußisch-Schlesiens größtenteils den polnischen Woiwodschaften Schlesien (Śląskie), Oppeln (Opole) und Niederschlesien (Dolnośląskie). Weitere Teile befinden sich in den Woiwodschaften Leubus (Lubusz) und Großpolen (Wielkopolska), sowie im Bundesland Sachsen und in Tschechien.

Aufzeichnungen

Christoph-www

Der allererste Anlaufort für die Ahnenforschung in Schlesien ist christoph-www.de (mit eigener Seite für Breslau). Auf der Seite einfach herunterscrollen und auf die Buchstaben klicken. Auf dieser Seite werden in erster Line alle bekannten noch vorhandenen Kirchenbücher und Zivilstandsregister verzeichnet. Ebenso werden Ortsfamilienbücher und Indexe verzeichnet. Hier sollte man einiges beachten:

  • Wird der gesuchte Ort nicht erwähnt, so hatte dieser wohl keine eigene Kirche oder Standesamt. Dann muss man zuerst feststellen, welche Kirchen und Standesämter für den Ort zuständig waren (siehe das Kapitel „Ortssuche“).
  • Wird „Mormonenfilm“ erwähnt, so sollte man auf familysearch.org nachsehen, ob die Unterlagen dort online sind (kostenloses Konto benötigt).
  • Wird „Standesamt I Berlin“ oder „Landesarchiv Berlin“ erwähnt, so sind diese Unterlagen wahrscheinlich schon auf der kostenpflichtigen Seite Ancestry.de in dieser Sammlung online und indexiert.
  • Wird das Evangelische Landesarchiv Berlin (ELAB) oder Evangelische Zentralarchiv Berlin (EZAB) erwähnt, so sind diese Unterlagen wahrscheinlich schon auf der kostenpflichtigen Seite Archion.de online (man kann selber nachsehen, welche Bestände online sind).
  • Bis um 1758 wurden Lebensereignisse von evangelischen Schlesiern auch in katholischen Kirchenbüchern verzeichnet.
  • Die Seite erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit bezüglich der überlebenden Unterlagen. Gerade jüngere Jahrgänge von katholischen Kirchenbüchern liegen oft noch in den Pfarreien vor Ort. Die Seite wird aber laufend aktualisiert. Sollte man Hinweise haben, die die Seite weiter komplettieren würden, so wäre es löblich, diese dem Autoren der Seite zukommen zu lassen.

Kirchenbucharchiv.de

Kirchenbucharchiv.de ist eine Alternative zu christoph-www. Die Seite bietet Direktlinks zu relevanten Beständen bei Familysearch sowie Angaben zu den 1938 noch erhaltenen Kirchenbüchern aus dem Buch Erich Randt, Die älteren Personenstandsregister Schlesiens, Görlitz 1938.

Schneller forschen durch indexierte Aufzeichnungen

Einsteiger machen oft den Fehler, nicht zuerst auf indexierte Aufzeichnungen zurückzugreifen. Dadurch wird die eigene Forschung verlangsamt und man sucht sonst eventuell am falschen Ort. Deswegen empfiehlt sich eine Suche in indexierten Aufzeichnungen. Wie man auf dieser Karte sieht, gibt es bereits für viele Orte Schlesiens Indexe, OFBs und regionale Datenbanken, sowie Aufzeichnungen bei Ancestry. Hier noch ein paar Webseiten, die man durchsuchen sollte:

  • Geneteka: geneteka.genealodzy.pl ist eine Seite mit von von Freiwilligen erstellten Indexen. In Schlesien wurden vorwiegend Heiraten indexiert. Man kann entweder per Klick auf die Karte eine gewisse Region durchsuchen oder einfach alle Regionen auf per Klick auf die Lupe. Aufpassen: Normalerweise werden äöüß als ae oe ue ss erfasst. Da die Suche diese nicht gleichsetzt, muss man nach beiden Varianten suchen. Per Klick auf „SKAN“ kommt man dann zu den Unterlagen (diese sind nicht immer online oder ohne weiteres zugänglich).
  • Familysearch: Familysearch hat in den letzten paar Jahren einen immer größer werdenden Teil seiner frei zugänglichen digitalen schlesischen Kirchenbücher indexiert. Die Kirchenbuchindexe können in dieser Sammlung durchsucht werden. Bitte beachten Sie jedoch, dass noch nicht alle Kirchenbücher, die von Zuhause aus einsehbar sind, online sind.
  • Compgen / genealogy.net: Compgen.de ist die Webseite des Vereins für Computergenealogie e.V. und bietet neben Ortsfamilienbüchern (OFBs) und den Verlustlisten des 1. Weltkriegs auch eine Datenbank mit Usererstellten Familienstammbäumen (GEDBAS) sowie indexierte Adressbücher. Aus Schlesien wurden Geburtsregister der Standesämter I-IV von Breslau indexiert. Man kann alle Datenbanken hier gleichzeitig durchsuchen.
  • Posen-Projekt: Das Posen-Projekt indexiert Heiraten im Zeitraum 1800-1899 in der Provinz Posen. Da auch Grenzorte in Schlesien mit einbezogen werden, ist eine Suche besonders bei Ahnen im nördlichen Schlesien sinnvoll.
  • BaSIA: Ähnlich wie das Posen-Projekt ist BaSIA vor allem für Posen zuständig. Wie man hier sieht, indexiert die Seite aber auch Aufzeichnungen aus verschiedenen Orten Schlesiens. Es werden nicht nur Zivilstandsregister und Kirchenbücher indexiert, sondern auch alle möglichen anderen Unterlagen in den polnischen Staatsarchiven.
  • Ancestry (€): Die Bezahlseite Ancestry hat in der Sammlung „Östliche preußische Provinzen, Polen, Personenstandsregister 1874-1945“ Zivilstandsregister von mehr als 450 Orten Schlesiens, die sich heute im Landesarchiv Berlin befinden, zugänglich gemacht. Die Aufzeichnungen können komplett durch die Suchfunktion durchsucht werden. Leider handelt es sich meist um Nebenregister und in vielen Fällen sind nur wenige Jahrgänge verfügbar, insbesondere im Zeitraum 1938-1945. Diese Standesämter sind auch in der obigen Karte hellgrün verzeichnet.
  • Schlesische Provinzialblätter: Die Schlesischen Provinzialblätter (1785-1849) waren eine Zeitung für die Eliten Schlesiens. Wenn man Mitglieder des Adels, des evangelischen Klerus, höhere Beamte, oder reiche Kaufleute unter seinen Vorfahren hat, so ist eine Suche in dieser Zeitung angeraten. Die obige Datenbank enthält alle Geburts-, Heirats- und Todesanzeigen aus der Zeitung. Nach den Einträgen muss man dann aber manuell suchen (fast alle Ausgaben enthalten ein Inhalts- und Namensverzeichnis). Familienereignisse werden in den Kapiteln „Historischen Chronik“ erfasst, wovon es jeden Monat eins gab.
  • Sonstige Zeitungen: Auch Zeitungen kann man in Volltextsuche durchsuchen. Siehe das Kapitel über Zeitungen weiter unten.

Bestände der polnischen Staatsarchive

Szukajwarchiwach.gov.pl (früher szukajwarchiwach.pl)

Szukajwarchiwach.gov.pl ist die Webseite der polnischen Staatsarchive. Hier werden alle Bestände der polnischen Staatsarchive aufgelistet und auch Digitalisate dieser Bestände angeboten. Inzwischen sind mehr als 35 Millionen Scans online, mit einem Fokus auf Kirchenbüchern und Zivilstandsregistern. Es empfiehlt sich eine Suche nach den deutschen und polnischen Ortsnamen und auch den eigenen Familiennamen. Auf diesem Wege lässt sich feststellen, ob es Akten mit diesen Suchbegriffen im Titel gibt. Über Filter kann man die Suchergebnisse weiter einschränken, z. B. auf gewisse Archive. Extrem wichtig ist es auch, die polnischen Ortsnamen auch im Lokativ dekliniert einzugeben (z.B. „Wrocławiu“ statt „Wrocław“), da die Suchmaschine dies nicht selbstständig kann und ein Großteil der Aktentitel im Lokativ verfasst ist.

Generell werden Unterlagen in einer Baumstruktur erfasst: ein Bestand („zespół“), z. B. „Amtsgericht Breslau“, enthält Serien („serie“), z. B. „Testamente“, welche wiederum die tatsächlichen Akten enthalten, hier „Einheiten“ genannt („jednostki“), z. B. „Testament des Max Mustermann“. Rechts oben können Sie auf die deutsche Sprachversion umschalten, was aber nur die Benutzeroberfläche übersetzt.

Sollte eine Einheit Digitalisate enthalten, hier „Scans“ genannt („skany“), so ist dies in Klammern hinter „Scans“ angegeben.  Am besten navigiert man aber einen Bestand über die Reiter „Serie“ und „Liste der Einheiten“. Klickt man auf eine Serie mit vorhandenen Scans, so öffnet dies eine Liste mit Miniaturansichten. Per Klick auf diese öffnet sich dann das volle Bild, welches beliebig vergrößert/verkleinert und heruntergeladen werden kann. Man kann zudem eine ganze Einheit auf einmal herunterladen, was das Durchsuchen beschleunigen kann.

Aufpassen: Kirchenbücher und Zivilstandsregister auf dieser Seite sind nicht indexiert! Man muss die Unterlagen manuell, Bild für Bild durchsuchen. Eine Eingabe der Familiennamen im Suchfeld wird keine Kirchenbuchseiten o. Ä. zu Tage fördern.

Archeion.net

Archeion.net war die Webseite des Breslauer Staatsarchivs und beinhaltete einige digitalisierte Materialien des Archivs. Die Webseite wurde Ende 2023 vom Netz genommen.

Skanoteka.genealodzy.pl / Metryki.genealodzy.pl

Skanoteka / Metryki ist ein Projekt der Polnischen Gesellschaft für Genealogie mit der Zielsetzung, genealogisch relevante Unterlagen aus polnischen Staatsarchiven von Freiwilligen digitalisieren zu lassen und die Bilder auf der eigenen Seite online zu stellen. Navigiert werden können die Digitalisate über die Archivliste bei skanoteka.genealodzy.pl oder über die Karte bei metryki.genealodzy.pl. Allerdings tauchen nicht alle digitalisierten Bestände im letzteren Link auf, weshalb die Benutzung von Skanoteka vorzuziehen ist. Aus Schlesien wurden bisher vor allem Zivilstandsregister und Indexe zu Zivilstandsregistern, Reisepasserteilungen und Testamentakten aus dem Einzugsbereich des Staatsarchivs Kattowitz und seinen Zweigstellen online gestellt. Da es sich um Freiwilligenarbeit handelt, ist die weitere Zukunft der Digitalisierungsarbeit unbekannt.

Archive

Staatsarchive

Staatsarchive („Archiwum Państwowe“) bewahren in erster Linie Zivilstandsregister, Kirchenbuchduplikate und Akten der preußischen Verwaltung auf. Staatsarchive können generell auf Deutsch, Polnisch oder Englisch angeschrieben werden. Relevant für Schlesien sind:

  • Staatsarchiv Breslau (Wrocław)
    • Filiale Bolesławiec (Bunzlau)
    • Filiale Hirschberg (Jelenia Góra)
    • Filiale Kamenz (Kamieniec Zabkowicki)
    • Filiale Liegnitz (Legnica)
  • Staatsarchiv Grünberg (Zielona Góra)
  • Staatsarchiv Kattowitz (Katowice)
    • Filiale Gleiwitz (Gliwice)
    • Filiale Ratibor (Racibórz)
    • Filiale Teschen (Cieszyn)
  • Staatsarchiv Oppeln (Opole)
  • Staatsarchiv Tschenstochau (Częstochowa)
  • An der Grenze zu Posen auch Lissa (Leszno) und Kalisch (Kalisz)

Diözesanarchive

Diözesanarchive („archiwum diecezjalne“) bewahren in erster Linie katholische Kirchenbücher auf. Polnische Diözesanarchive sollten auf Polnisch angeschrieben werden (Vorlage hier).

Aufpassen: Die Gegend um Leobschütz (Głubczyce) gehörte historisch zur Diözese Olmütz in Österreich-Ungarn (jetzt Olomouc in Tschechien). Die Kirchenbuchduplikate der Diözese Olmütz werden vom Staatsarchiv Troppau (Opava) aufbewahrt und sind hier online.

Standesämter

Standesämter („urząd stanu cywilnego“, „USC“) bewahren, soweit sie noch unter Datenschutz liegen, Zivilstandsregister auf. Zuständig ist im Normalfall das Standesamt in der Gemeinde („gmina“), zu der das historische Standesamt heute gehört. Standesämter sollten auf Polnisch angeschrieben werden (Vorlage hier).

Pfarrarchive

Viele Pfarreien („parafia“) bewahren noch heute Kirchenbücher auf, zumeist aus dem 20. Jahrhundert. Pfarreien sollten auf Polnisch angeschrieben werden (Vorlage hier). Oft ist eine postalische Anfrage aussichtsreicher. Eine Spende an die Kirche kann ebenfalls hilfreich sein.

Sonderfall Kreis Waldenburg: Evangelisches Pfarramt Wałbrzych

Die evangelischen Kirchenbücher des Kreises Waldenburg werden für einen Großteil der Orte im evangelischen Pfarramt Wałbrzych aufbewahrt. Man kann sich hier darüber informieren und bei Andreas Richter eine Suche in Auftrag geben.

Sonderfall Kreise Militsch, Wohlau, Steinau: meine-ahnen.eu

Für die Kreise Militsch, Wohlau und Steinau, sowie zum Teil auch andere Teile Schlesiens gibt es die Seite meine-ahnen.eu, auf der Zivilstandsregister, Kirchenbücher und Unterlagen aus privater Hand archiviert werden. Eine kostenlose Registrierung ist notwendig. Unterstützen Sie bitte diese Webseite mit Bildern und Aufzeichnungen, die in Ihrer Familie überliefert wurden – sie lebt letztendlich auch von ihren Benutzern.

Primärquellen

Zivilstandsregister

Zivilstandsregister wurden in Schlesien am 1. Oktober 1874 eingeführt. Diese werden heute meist von Standesämtern und Staatsarchiven aufbewahrt.
Man unterscheidet hier zwischen fünf wichtigen Typen:

  • Geburten (księgi urodzeń)
  • Heiraten (księgi małżeństw)
  • Tote (księgi zgonów)
  • Aufgebotsregister/Belegakten (alegata, akta zbiorowe): In Aufgebotsregistern wurde die Heirat vor dem Heiratstermin angemeldet und alle nötigen Dokumente aufbewahrt (Geburtsurkunden von auswärtigen Brautleuten, Wohnbescheinigungen, Dienstausweise, Unbedenklichkeitsbescheinigungen, Konsens der Eltern, Todesurkunden/Heiratsurkunden von vorigen Ehepartnern und verstorbenen Eltern, etc.). Belegakten zu Toten und Geburten beinhalten Unterlagen wie z. B. amtliche Geburts- oder Todesanzeigen, Korrekturanordnungen, etc. LEIDER haben Aufgebotsregister und Belegakten nur in sehr wenigen Orten überlebt, besonders in den großen Städten Oberschlesiens.
  • Indexe (indkesy, skorodwidze): Indexe wurden leider historisch oft nicht angelegt; gerade im Einzugsbereich des Staatsarchivs Kattowitz wurden aber nachträglich Indexe angelegt.

Aufpassen: Zivilstandsregister wurden stets mit einer identischen Kopie geführt (Haupt- und Nebenregister). Ancestry hat generell nur die Nebenregister, während die Hauptregister noch in den polnischen Archiven liegen. Wenn am Ende der Aufzeichnung ein „Die Übereinstimmung mit dem Hauptregister beglaubigt“ o.Ä. zu finden ist, handelt es sich um ein Nebenregister. Die Unterschriften im Nebenregister sind nicht original, sondern vom Standesbeamten hinzugefügt. Generell ist es immer besser, den Hauptregistereintrag zu besitzen. Während Korrekturen, Namensänderungen und Scheidungen auch im Nebenregister vermerkt wurden, sind Querverweise zu z. B. Geburten von Kindern oder Todesfällen unter den Ehepartnern im Nebenregister oft nicht verzeichnet.

Aufpassen: In Deutschland unterliegen Zivilstandsregister einer Datenschutzfrist von 110 Jahren für Geburten, 80 Jahren für Heiraten und 30 Jahren für Todesfälle. In Polen hingegen unterliegen sie für 100, 80 und 80 Jahre dieser Frist. Solange die Frist nicht abgelaufen ist, werden die Zivilstandsregister im Standesamt aufbewahrt und es können nur direkte Nachfahren der Personen die jeweiligen Urkunden anfordern. Erst nach Ablauf der Frist werden die Register an die Archive abgegeben und können von jedem angefordert werden.

Kirchenbücher

Kirchenbücher sind die wichtigste Quelle für die Zeit vor Oktober 1874. Katholische Kirchenbücher sind heute zumeist in Diözesanarchiven und (bei jüngeren Büchern) Pfarreien zu finden, evangelische Kirchenbücher (soweit sie überlebt haben) findet man generell in Staatsarchiven. Garnisonskirchenbücher für evangelische Soldaten und Militärkirchenbücher für spezifische Regimenter haben generell im GStA PK in Berlin überlebt, während katholische Militärkirchenbücher meist im Archiv des katholischen Militärbischofs der Bundeswehr in Berlin zu finden sind. Erstere sind oft bei Ancestry ($) in dieser Sammlung oder bei Familysearch online, während die Letzteren bei Matricula-Online zu finden sind. Zivile Kirchenbücher kann man oft bei Familysearch finden.

Das Diözesanarchiv Oppeln hat sich zudem dazu entschlossen, seine von Familysearch verfilmten Kirchenbücher zu digitalisieren und auf einer eigenen Seite online zu stellen, mit späterem Transfer zu szukajwarchiwach.

Um auf diese Scans zuzugreifen, muss man auf der Seite auf einen der beiden Links unten klicken ("Kopie wzorcowe" / "Kopie użytkowe") (Anmerkung: die Seite ist derzeit offline, vermutlich aus Datenschutzgründen. Bitte gedulden Sie sich, bis das Diözesanarchiv die Seite wieder freischaltet). Dann sollte eine Liste mit Signaturen erscheinen. Diese Ordner kann man dann navigieren. Leider bisher nur Einzelbilder - man muss immer auf zurück klicken, um das nächste Bild anzusehen. Zum größeren Komfort beim Durchsuchen empfiehlt sich deshalb das Browser-Plugin DownThemAll!, mit dem man gleich einen kompletten Ordner herunterladen kann. Was sich hinter den Signaturen verbirgt, wird hier erklärt. Da aber leider nur die polnischen Ortsnamen und nicht die enthaltenen Mikrofilmnummern von Familysearch genannt werden, empfiehlt sich die Verwendung dieser Tabellen, die den deutschen Ortsnamen und die Mikrofilmnummer angeben:

  • Tabelle nach deutschen Ortsnamen geordnet
  • Tabelle nach polnischen Ortsnamen geordnet

Es wurden noch nicht alle Mikrofilme digitalisiert, weshalb noch nicht alle Kirchenbücher der Diözese Oppeln online sind.

Es gibt Tauf-, Trauungs- und Begräbnisbücher, früher auch Aufgebotsbücher; ebenso gibt es Listen von Firmlingen, Konfirmanden, und bei katholischen Gemeinden auch manchmal Seelenlisten („Kommunikanten“). Familienbücher, wie man sie z. B. aus Baden-Württemberg kennt, wurden generell nicht angelegt, nur wenige Gemeinden haben welche (z. B. die evangelische Gemeinde von Pleß).

Überlebt haben Kirchenbücher vielerorts erst ab 1765/1766. Im Zeitraum von 1794 bis Oktober 1874 gibt es neben den Originalkirchenbüchern auch identische Kopien („Duplikate“), die an das zuständige Amtsgericht abgegeben wurden und heute meist in den Staatsarchiven liegen. Allerdings wurde die Fertigstellung dieser Duplikate verschlafen, weshalb oft nur für einen begrenzten Zeitraum Duplikate vorhanden sind.

Aufpassen: Generell wurde am Wohnort der Braut geheiratet. Bis um 1758 wurden Lebensereignisse von evangelischen Schlesiern auch in katholischen Kirchenbüchern verzeichnet.

Konfessionen

Man sollte beim Forschen aufpassen, dass es einen Unterschied zwischen den „normalen“ evangelischen und den lutherischen (auch altlutherischen) Einwohnern Schlesiens gab. Beide hatten eigene Kirchen, wobei die Lutheraner eine kleine Minderheit darstellten. Ebenso lassen sich in Schlesien auch christkatholische und baptistische Gemeinden finden, für die fast überhaupt keine Kirchenbücher überlebt haben. In Hussinetz, Reinerz, Friedrichsthabor, Friedrichsgrätz und Petersgrätz finden sich auch evangelisch-reformierte Gemeinden böhmischen Ursprungs. Die dortigen Exulanten verwendeten oft sowohl tschechische Namen, als auch ihre deutschen Äquivalente. Andere evangelisch-reformierte Schlesier stammen oft aus der Schweiz.

Militärkirchenbücher

Das preußische Militär hatte getrennte Kirchenbücher für Lebensereignisse von im Militär angestellten Personen. Auch wenn diese Ereignisse oft auch in zivilen Kirchenbüchern vermerkt wurden, so können sie dennoch zusätzliche Informationen liefern und eine wichtige Quelle für Gegenden darstellen, in denen andere Unterlagentypen nicht gut erhalten sind.

Militärkirchenbücher gibt es sowohl für die Garnisonen spezifischer Städte, als auch für spezifische Einheiten, meist auf der Regimentsebene. Während Garnisonskirchenbücher normalerweise die Lebensereignisse von Militärpersonen aufzeichneten, die in der Garnison arbeiteten oder sich zufällig in der Stadt aufhielten, enthalten Regimentskirchenbücher nur die Ereignisse von Personen, die diesen Regimentern angehörten. Regimentskirchenbücher wurden 1868 abgeschafft und durch Kirchenbücher für die in den Standorten entstandenen Militärgemeinden ersetzt.

Hinweis 1: Regimenter waren oft in mehreren Städten gleichzeitig stationiert, welche sich in manchen Fällen oft änderten. Ebenso wurden Soldaten oft zwischen den Truppenteilen in den verschiedenen Städten versetzt. Um der großen geographischen Distanzen und der wankelmütigen Natur der Regimenter Herr zu werden, hatten die Regimenter eigene Kirchenbücher an allen Standorten. Zudem wurden Lebensereignisse nicht nur in den Kirchenbüchern des Ortes, an dem sie stattfanden, verzeichnet, sondern auch in den Kirchenbüchern aller anderen Städte, in denen das Regiment zu diesem Zeitpunkt stationiert war. Zum Beispiel lässt sich die Taufe eines Kindes eines Ulanen des Ulanenregiments Nr. 1, das in Ostrowo geboren wurde, nicht nur dort, sondern auch in Posen, Lüben und Militsch nachweisen. Natürlich ist es stets am besten, den Originaleintrag aus dem Geburtsort zu bekommen.

Hinweis 2.1: Alle altpreußischen Infanterieregimenter hatten spezifische Kantone, normalerweise bestehend aus 2-4 Landkreisen, aus denen ihre Rekruten stammten. Von der Rekrutierung ausgenommen waren spezifische Berufsgruppen, preußische Altkreise (Bolkenhain-Landeshut, Bunzlau-Löwenberg, Hirschberg, Jauer, Schweidnitz, Reichenbach) und Städte (Breslau, Reichenstein, Silberberg, Tarnowitz). Dies änderte sich erst mit der Reform der altpreußischen Armee 1813, als das Kantonsystem durch die allgemeine Wehrpflicht ersetzt wurde. In der entstandenen neupreußischen Armee gab es nun sogenannte Ersatzbezirke, mit verschiedenen Bezirken für Infanterie und Landwehr, welche sich zudem über die Jahre hinweg änderten. Die Truppen wurden zudem durch Freiwillige aus dem Umkreis des Regimentsstandorts ergänzt. Steckt man irgendwo fest oder möchte man wirklich alle Quellen ausschöpfen, so ist es also empfehlenswert, sich auch die Kirchenbücher der Infanterie- und Landwehrregimenter, die ihre Rekruten aus dem gesuchten Kreis bezogen, anzusehen. Beispielsweise kann man auf der Suche nach Personen aus den Kreisen Steinau, Wohlau und Militsch auf die Kirchenbücher des altpreußischen Infanterieregiments Nr. 43 zurückgreifen.

Hinweis 2.2: Die Ersatzbezirke der neupreußischen Armee sind weitaus weniger aussagekräftig, als es in der altpreußischen Armee der Fall war. Rekruten wurden nun nicht nur nach Herkunft, sondern auch nach verschiedenen anderen Gesichtspunkten den Militäreinheiten zugewiesen:

  • Stand: Bauernsöhne und Söhne von Hufschmieden wurden, da sie reiten konnten, zur Kavallerie eingezogen; Söhne von Bergleuten wurden zu den Pionieren eingezogen.
  • Körperbau: große Männer kamen zu Garde-Regimentern; kräftige Männer zu den Kürassieren und zur Artillerie.
  • Bedarf: je nach Bedarf verlegte man Rekruten auch in andere Armeekorpsbezirke.
  • Sprache: ab 1872 wurden dem oberschlesischen IR22 zunehmend deutschsprechende Rekruten aus dem Bezirk des Landwehrregiments 50 zugewiesen, um die polnischsprechenden Rekruten zu germanisieren.

Hinweis 2.3: Ich habe anhand alter Bücher die Kantone bzw. Ersatzbezirke der preußischen Armee für einige Jahre feststellen können und in einer Tabelle erfasst, welche das Finden der benötigten Kirchenbücher deutlich erleichtern sollte. Einige Hinweise dazu:

  • Zu den benötigten Kirchenbüchern bei Familysearch gelangt man, in dem man entweder den Regimentsnamen in der Katalogsuche als „Verfasser“ eintippt (Beispiel: „Infanterie Regiment“ mit Leerzeichen) oder aber nach den Orten sucht, in denen das Regiment stationiert war. Die Garnisonsorte kann man in den in der Tabelle angegebenen Quellen finden oder aber auf dieser Webseite. Vergessen Sie nicht, dass auch Ancestry ($) und Matricula bereits einige der Kirchenbücher online gestellt haben.
  • Einige Kreise (z. B. Kattowitz, Rybnik, Tarnowitz, Zabrze) wurden erst später gegründet und tauchen deshalb in einigen Tabellenspalten noch nicht auf. Andere waren zu Zeit der altpreußischen Armee von der Rekrutierung ausgenommen.
  • Da sich die Grenzen der Kreise ab und zu verschoben, ist es empfehlenswert, die deutschen Wikipedia-Artikel zu den Kreisen zu lesen. Diese enthalten generell Angaben über Grenzneuziehungen.
  • Landwehrregimenter wurden nur zu Kriegszeiten aktiviert (in Friedenszeiten gab es nur eine Grundbesetzung für Verwaltungsaufgaben). Daher muss man normalerweise nach dem regulären Regiment suchen, dem das Landwehrregiment unterstellt war. Schließlich wurde der Militärdienst bei den regulären Regimentern verrichtet. Im Normalfall ist die Landwehrregimentsnummer gleich der Nummer des regulären Grenadier- oder Infanterieregiments.
  • Welche Rolle die Landwehrinspektion Breslau spielt, die in der Spalte 1914 erscheint, ist mir nicht bekannt. Daher weiß ich auch nicht, wie die ihr zugeteilten Rekruten verteilt wurden.
  • Sollten Ihnen Quellen bekannt sein, die die Tabelle um weitere Jahrgänge erweitern könnten, kontaktieren Sie mich bitte.

Hinweis 2.4: Die Kantone und Ersatzbezirke werden umfangreicher in diesem Buch von Klaus Liwowski dargestellt: Schlesische Militärkirchenbücher (AGOFF Schriftenreihe, Quellen und Darstellungen zur Personengeschichte des östlichen Europa, Band 4, Herne, 2018, 430 Seiten, 52 Euro).

Sekundärquellen

Adressbücher

Adressbücher wurden meist auf Kreisebene angelegt und erschienen meist erst ab ~1850, oft aber erst viel später. Die Kategorieseite gibt einen guten Überblick über die verschiedenen Adressbücher und wo sie zu finden sind. Unter Umständen sind weitere Adressbücher in dieser Sammlung bei Ancestry ($) zu finden (rechts Polen auswählen). Zum Teil wurden Adressbücher auch auf genealogy.net indexiert. Adressbücher beginnen meist mit der Kreisstadt, gefolgt von den anderen Orten des Kreises. Einige Adressbücher für Großstädte haben zudem ein Verzeichnis aller Bewohner nach Häusern geordnet, was dabei helfen kann, Verwandte im selben Haus aufzuspüren.

Zeitungen, Ortschroniken, Pfarrchroniken, Schulchroniken

Zeitungen, Ortschroniken, Pfarrchroniken, Schulchroniken stellen eine weitere interessante Quelle dar und beinhalten oft für Ahnenforscher interessante Details zu Personen und Orten. Eine Liste von Zeitungen und Chroniken (größtenteils auf online verfügbare Werke beschränkt), die ich zusammengestellt habe, kann hier gefunden werden.

Ein Großteil der aufgelisteten Zeitungen und Bücher wird von polnischen digitalen Bibliotheken angeboten, welche dank Texterkennung digital durchsuchbar sind. Die für Schlesien relevanten digitalen Bibliotheken sind:

Von den genannten Bibliotheken bieten die ersten beiden die meisten Inhalte. Die Seiten sind jeweils auf Polnisch und Englisch, zum Teil auch auf Deutsch verfügbar und enthalten neben den genannten Publikationstypen auch Bilder und Karten. Es gibt drei wichtige Parameter, die man zum Suchen oder Einschränken einer durchgeführten Suche verwenden kann (auf „Advanced Search“ (Erweiterte Suche) bzw. „Filter“ klicken):

  • Title – Suche im Titel
  • Search in content – Suche im Inhalt
  • Group (object) title – Suche im Namen der Gruppenveröffentlichung, der die Zeitungsausgabe zugeordnet ist.

Aufpassen: Die Texterkennung wurde bei weitem nicht auf alle Veröffentlichungen angewendet und ist zudem extrem fehlerhaft, weshalb eine manuelle eventuell erfolgversprechender ist. Bei Bildern und Karten muss man beachten, dass deren Titel oft auf Polnisch gehalten werden.

Leider sind trotz des breiten Angebots noch lange nicht alle Zeitungen Schlesiens digitalisiert verfügbar. Bei Interesse an einer bestimmten Zeitung kann man zum Beispiel im Zeitschriftenkatalog der Universitätsbibliothek Breslau nachsehen, ob diese die gewünschte Veröffentlichung besitzt und welche Jahrgänge vorhanden sind. Die Nummern auf den Karteikarten sind die Bestandsnummern in der Bibliothek.

Grundakten und Kataster

Grundakten („akta gruntowe“) und Kataster („księga katastralna“) haben für viele Orte Schlesiens überlebt und sind oft auch die einzigen erhaltenen Quellen. Grundakten erlauben es dem Ahnenforscher nicht nur, die Zeitpunkte festzustellen, an dem ein Grundstück ge- oder verkauft wurde, sondern auch genealogisch relevante „Auflassungsverhandlungen, Kauf-, Schenkungs- oder Tauschverträge, Erb- und Erbauseinandersetzungsverträge, Erbscheine oder Testamente“ und sogar Todesurkunden (siehe hier, S. 9, für weitere in den Grundakten zu findende Unterlagentypen).

Meist reicht eine Suche auf szukajwarchiwach, um das Vorhandensein dieser Akten festzustellen. Allerdings sind diese Akten auf keinen Fall online und wurden meist nicht im Detail katalogisiert. Somit lässt sich oft ohne eine Suche vor Ort im Archiv nicht feststellen, welche Grundakte genau relevant ist. Bei  hunderten von Akten pro Ort sind Staatsarchive selten bereit, Suchen für Ahnenforscher durchzuführen. Ebenso gibt es das Problem, dass Grundakten früher durch die Amtsgerichte aufbewahrt wurden, welche aber oft nur als Konvolute ohne genaue Angaben zu den Inhalten in den polnischen Staatsarchiven liegen. Von daher ist es nicht auszuschließen, dass man die Akten eventuell im Bestand des zuständigen Amtsgerichts findet (siehe Unterpunkt „Akten der Verwaltung“).

Wichtig für den Suchprozess sind auch die Unterschiede in der Inventarisierung der Grundakten in den verschiedenen Staatsarchiven:

  • Während in den Staatsarchiven Oppeln und Grünberg in den Inventarlisten die Grundakten nach den Namen der letzten Besitzer geordnet werden, was die Suche erleichtert, wird in Breslau und Kattowitz (mit Nebenstellen) für gewöhnlich nur der Ort oder aber der Ort und die Hypothekennummer bzw. die Nummer des Grundbuchblatts angegeben. Insofern ist man besonders in den letzteren beiden Archiven gezwungen, zuerst in den Grundbüchern („księga gruntowe“) zu forschen, die richtige Hypothek bzw. das richtige Grundbuchblatt rauszusuchen und dann anhand der Nummer die passende Grundakte zu bestellen. Im Grundbuch werden alle Änderungen an den Besitzverhältnissen und Belastungen eingetragen, während die Grundakten die dazugehörigen Dokumente – wie oben aufgelistet – für jedes Grundstück enthalten.
  • Das Staatsarchiv Kattowitz (mit Nebenstellen) scheint seine Grundakten zum Teil aus den Beständen der ehemaligen Amtsgerichte herausgelöst zu haben. Für eine Liste dieser separaten Bestände siehe den Unterpunkt „Grundakten im Staatsarchiv Kattowitz“.

Beispielgrundakten:

Kataster hingegen sind an sich nicht sonderlich relevant für die Ahnenforschung. Geführt wurden sie auf Kreisebene von Katasterämtern („urząd katastralny“), deren Bestände in den polnischen Staatsarchiven zu finden sind. Die primäre Funktion der Katasterämter war die Vermessung und Verkartung der verschiedenen Grundstücke. Die resultierenden Kataster- Liegenschafts- oder Flurkarten („mapa ewidencyjna“, „mapa katastralna“) sind nicht unbedingt aufschlussreich für Ahnenforscher, können aber als historische Ortspläne genutzt werden. Ob die Bestände der Katasterämter für andere Forschungszwecke herangezogen werden können, muss erst noch erforscht werden. Als Anschauungsbeispiel für Katasterkarten hier einige Katasterkarten von Buschewitz Kreis Trebnitz.

Urbarien

Vor allem für die 1700er Jahre, aber bereits für das 16. Jahrhundert gibt es sogenannte Urbarien oder Urbare („urbarz“, deutscher Singular „Urbar“ oder „Urbarium“), in denen gewisse Personengruppen verzeichnet wurden. Diese findet man in vielen verschiedenen Beständen der Staatsarchive verteilt und es nicht immer einfach, sie zu finden. Generell enthalten Urbarien nicht viele Informationen. Meist werden nur die Namen und Abgaben genannt. Sie können aber zum Beispiel dabei helfen, Nachnamensnennungen in verschiedenen Orten zu verkarten. Angelegt wurden sie oft auf der Ebene der für einen Ort zuständigen Herrschaft, man muss also die historischen Einteilungen Schlesiens bei der Suche im Hinterkopf behalten. Für Oberschlesien sind Urbarien vor allem im Bestand 82/8/0 im Staatsarchiv Breslau überliefert. Für Niederschlesien ist mir kein ähnlich zentraler Lagerbestand bekannt.

Urbarien online:

Weiterführende Literatur:

  • Stefan Guzy (Hrsg.): Das Urbar der Herrschaft Cosel 1578 (AGOFF Schriftenreihe, Quellen und Darstellungen zur Personengeschichte des östlichen Europa, Band 1, Herne, 2010, 239 Seiten, 28,50 Euro).

Karolinisches Kataster

Das Karolinische Kataster wurde unter Kaiser Karl VI in den Jahren 1722-1726 angelegt, um das alte Steuerkataster zu ersetzen und das Steuersystem zu modernisieren. Ähnlich wie Urbarien listet das Karolinische Kataster die Einwohner der schlesischen Dörfer auf. Die noch überlebenden Kataster liegen heute im Staatsarchiv Breslau, Einheit 82/164/0 und sind online. Für den südlichen Teil des Kreises Leobschütz liegen die Kataster jedoch im tschechischen Staatsarchiv Troppau (Opava), Bestand 1191 (Karolínský katastr). Letzterer Bestand ist auch bereits digitalisiert auf digi.archives.cz online. Leider existieren viele Lücken, da nicht alle Bände überliefert wurden. Für Oberschlesien hat Viktor Pordzik eine Karte erstellt, in der die jeweiligen Fundstellen für die verschiedenen Orte verzeichnet sind.

Um einen Eindruck zu vermitteln, welchen Informationsgrad das Karolinische Kataster enthalten kann, folgt ein Zitat aus dem Häuserkataster von Groß Strehlitz:

„Samuel Halama [auf dem Ringe]. Der untere Stock von purer Mauer und in einer Stuben und Keller bestehet, worinnen aber das Vieh gehalten wirdt. Im oberen Stock ist ein klein schlechtes Stübel von Holtz und sonsten allerseiths sehr baufällig. 1 Thl.“ – Archiv ostdeutscher Familienforscher, Band 25, S. 191.

Unterlagen zur Abschaffung der Leibeigenschaft

Die Leibeigenschaft wurde in Preußen nur langsam im 19. Jahrhundert abgeschafft. Davor mussten Bauern ihren Herren Abgaben und Dienste (zum Beispiel Dreschen der Ernte) leisten. Die Generalkommission für Schlesien in Breslau wurde eingesetzt, um die weitreichenden Änderungen umzusetzen und den nun freien Bauern Land zuzuteilen. Dies geschah normalerweise in der Form von Rezessen („Rezess“, „Recess“, „Ablösung“), die sich auch mit den Abgabenpflichten („Reallasten“) beschäftigten. Ebenso musste man die Wald- und Weiderechte festlegen („Hutungsablösung“, „Hutungsteilung“). Auch diese Aufzeichnungen sind im Grunde Einwohnerlisten, welche aber neben den Namen der männlichen Bewohner auch deren Hausnummern angeben, was die Suche nach Grundakten erleichtern könnte. Bei Familien ohne erwachsenen Männern (d. h. Erbengemeinschaften) wurden nicht nur die Witwen, sondern auch die Minderjährigen genannt (manchmal sogar die Geburtsdaten der Letzteren). Hier ein Anschauungsbeispiel im Bezug auf Buschewitz Kreis Trebnitz. Hier einige Rezesse aus dem Kreis Brieg.

Die Unterlagen der Generalkommission für Schlesien liegen heute im Staatsarchiv Breslau, Einheit 82/192/0Die Unterlagen zu den Kreisen Glogau, Freystadt, Grünberg und Sagan liegen zumindest zum Teil auch im Staatsarchiv Grünberg, Einheit 89/950/0. Weitere Rezesse für die Kreise Guhrau, Groß Wartenberg, Ohlau, Strehlen und Trebnitz scheinen sich in den Einheiten 82/591/0 bis 82/595/0 zu befinden, allerdings ohne genaue Erschließung der Inhalte auf szukajwarchiwach. Ebenso wurden in den Beständen der Landratsämter Jauer, Militsch und Neumarkt Rezesse für die jeweiligen Kreise überliefert.

Die Generalkommission für Schlesien wurde am 03.06.1919 aufgelöst. Ihr Nachfolger war das Landeskulturamt Breslau. Deshalb sind einige relevante Akten auch im Bestand des Landeskulturamts im Staatsarchiv Breslau zu finden, Einheit 82/193/0.

Unterlagen des preußischen Militärs

Bis ins deutsche Kaiserreich hinein unterhielt Preußen eine eigene Armee mit Rekruten aus dem eigenen Staatsgebiet. Neben den Verlustlisten zur Märzrevolution 1848/1849, zum Krieg gegen Dänemark 1864, gegen Österreich und Bayern 1866, gegen Frankreich 1870/1871, den bereits erwähnten Verlustlisten des 1. Weltkrieges und den im Kapitel „Militärkirchenbücher“ behandelten Kirchenbüchern gab es früher auch umfangreiche Unterlagen zu Soldaten. Leider ist von der ehemaligen preußischen Armee heute nur noch wenig überliefert. Ein Großteil des Aktenbestandes der preußischen Armee wurde durch ein von Kriegseinwirkungen verursachtes Feuer im preußischen Heeresarchiv in Potsdam 1945 vernichtet.
Lediglich für einige wenige Orte gibt es noch Stammrollen, die lokal überliefert wurden. Ein nennenswerter Bestand dieser Stammrollen findet sich aber lediglich für einige Orte in der Grafschaft Glatz. Dieser befindet sich im Staatsarchiv Breslau, Serie 82/1243/0/10.

Für einfache Mannschaften ist die Quellenlage deshalb extrem schlecht; schließlich gingen alle Stammrollen bei dem Feuer verloren. Auch vor dem Krieg erstellte Regimentschroniken beschäftigen sich eher selten mit einfachen Soldaten und niederen Offiziersrängen.

Eine wichtige Alternative zu den nicht mehr vorhandenen Stammrollen stellen daher die sporadisch in Amtsblättern erschienenen Musterungslisten dar, in denen zu musternde junge Männer, einschließlich einiger zurückliegender Jahrgänge, zur Musterung bestellt wurden. Der Detailgrad dieser Listen variiert stark, neben dem Namen und dem Wohnort der Person finden sich aber auch Angaben zum Geburtsjahrgang, körperlichen Eignung, und Beruf. Erschienen Wehrpflichtige nicht zur Musterung, wurden zudem weitere Aufrufe oder Fahndungslisten sowohl in den Amtsblättern, als auch im Reichsanzeiger veröffentlicht.

Für eine Liste von Zeitungen, die solche Listen enthalten können, siehe das Kapitel „Zeitungen, Ortschroniken, Pfarrchroniken, Schulchroniken“. Für ein Beispiel dieser Listen aus dem Kreis Militsch, siehe meine Arbeit hierzu.

Meldekarten / Melderegister

Meldekarten („karta meldunkowe“) haben aus Schlesien fast überhaupt keine überlebt. Persönlich sind mir nur die Meldekarten von Liegnitz (GSta PK, Staatsarchiv Liegnitz), Ratibor (Staatsarchiv Ratibor) als relativ weitgehend erhaltene Quellen bekannt. Meldekarten enthalten Informationen wie die Geburtsorte und -daten der Haushaltsmitglieder, ihre Adresse(n), sowie ihre Umzugsdaten (mitsamt ihrer neuen Adressen).

Testamente

Testamente werden meist in den Beständen von Amtsgerichten aufbewahrt, Grundakten enthalten aber auch ab und an welche. Gerade bei Familien, deren Mitglieder verzogen, sind Testamente hilfreich, um die Wohnorte der Personen festzustellen. Eine einfache Suche nach den Namen der gesuchten Personen bei szukajwarchiwach kann dabei helfen, Testamente zu finden. Allerdings sind die Unterlagen der Amtsgerichte meist noch nicht so weit inventarisiert, dass man nach individuellen Testamenten suchen kann. In vielen Staatsarchiven gibt es zudem Konvolute zu bestimmten Notaren („akta notariusza…“). Ob diese Akten weitere Testamente enthalten, ist mir nicht bekannt.

Akten von Innungen / Zünften

Die schlesischen Zünfte („cech“) wurden oft „Mittel“ genannt. Es haben zwar zahlreiche Innungsakten überlebt, wie man mit einer einfachen Suche nach „cech“ auf szukajwarchiwach feststellen kann, das genaue genealogische Potenzial dieser Akten ist mir aber nicht bekannt. Aufpassen: Zum Teil werden Innungsakten in den Stadtakten der jeweiligen Orte aufbewahrt.

Volkszählungen

Die Fragebogen zu Volkszählungen wurden generell vernichtet, es sind nur statistische Auswertungen erhalten geblieben.

Sonstige Einwohnerlisten

In den Stadtakten einiger Städte finden sich auch Wählerverzeichnisse, Listen von Zugezogenen und andere Einwohnerlisten.

Steuerlisten / Klassensteuerrollen

Steuerlisten wurden generell nicht aufbewahrt, die einzige bekannte Ausnahme mit Steuerlisten in größerem Umfang und Digitalisaten bildet Breslau. Für diese Stadt haben Klassensteuerrollen für den Zeitraum 1881-1906 überlebt (die restlichen Steuerrollen bis 1944/1945 wurden in den 1970ern entsorgt). Diese stellen eine exzellente Quelle für Breslau dar, da sie neben dem Geburtsdatum des Steuerzahlenden auch dessen Geburtsort verzeichneten. Wie man die richtigen Klassensteuerrollen in Breslau findet, wird hier erläutert. Für eine Handvoll andere Orte in Schlesien sind die Klassensteuerrollen ebenfalls erhalten geblieben, allerdings ohne Digitalisate, wie eine einfache Suche nach „Steuerrolle“ oder „Klassensteuerrolle“ bei szukajwarchiwach zeigt.

Kirchenrechnungen

Eine eher unbeachtete und auch nicht weit publizierte alternative Quelle sind Kirchenrechnungen. Diese sind meist nur für katholische Kirchen erhalten geblieben und befinden sich heute in den Pfarreien und Diözesanarchiven. Evangelische Kirchenrechnungen hingegen sind vereinzelt in Stadtakten überliefert (siehe unten). Leider werden Kirchenrechnungen vielerorts als nicht archivwürdig angesehen und nicht aufbewahrt.

Der genealogische Wert dieser Unterlagen variiert stark. Zum Beispiel kann man manchmal Listen von Spendern in den Akten finden. Abgabenpflichtige wurden in sogenannten Hebelisten verzeichnet. Besonders im 20. Jahrhundert gibt es auch getrennte Friedhofsrechnungen, in denen Einnahmen durch Begräbnisdienste verzeichnet wurden. Friedhofsrechnungen können als Alternativquelle zu Totenbüchern gesehen werden, da oft der Name des Verstorbenen und das Begräbnisdatum angegeben wird.

Lastenausgleichsarchiv / Ostdokumentation / Heimatortskartei

Das Bundesarchiv Bayreuth bewahrt heute drei relevante Bestände auf:

  • Lastenausgleichsarchiv: In diesem Bestand finden sich nach dem 2. Weltkrieg gestellte Anträge auf Lastenausgleich, d.h. auf Ersatz für verlorenes Hab und Gut. Antrag konnte man nur in Westdeutschland ab 1952 stellen. Die DDR-Führung ließ dies nicht zu. Anträge auf Lastenausgleich stellen eine wertvolle Quelle zu den Geflüchteten und Vertriebenen Schlesiens dar. Neben persönlichen Angaben zu den Antragstellern und anderen Geschädigten beinhalten diese Akten auch Namen von Zeugen und Inventare ihrer Behausungen. Selbst wenn man aufgrund Datenschutzes keinen Zugang zu den Akten selbst hat, so lässt sich dennoch anhand der Aktentitel feststellen, wo gewisse Personen nach dem Krieg hinkamen. Siehe den Unterpunkt „Bundesarchiv“ weiter unten für eine Suchanleitung.
  • Ostdokumentation: Ebenso verwaltet das Staatsarchiv die sogenannte Ostdokumentation, welche neben Augenzeugenberichten auch Seelenlisten und Ortspläne (mit Verzeichnissen der in der jeweiligen Bewohner der Häuser) aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs beinhaltet. Die Findmittel zu den Seelenlisten sind hier online.
  • Eine weitere wichtige Quelle ist die sogenannte Heimatortskartei (HOK), in der durch den Kirchlichen Suchdienst die Nachkriegsadressen von Flüchtlingen und Vertriebenen erfasst wurden. Der Kirchliche Suchdienst hat seine Arbeit inzwischen eingestellt und seine Materialien dem Bundesarchiv Bayreuth zur Verfügung gestellt. Für Schlesien scheinen die HOK Bamberg und die HOK Passau zusammen zuständig gewesen zu sein. Findmittel zu den HOKs befinden sich hier, hier und hier (Vollständigkeitsgrad unbekannt). Als Beispiel für den Detailgrad der Aufzeichnungen dient die HOK für Danzig-Westpreußen, welche hier nach Anmeldung per Klick auf die Kamera-Symbole aufgerufen werden kann.

Zugang zu diesen Daten kann datenschutztechnisch schwierig sein. Wartezeiten können lang sein.

Unterlagen zur Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945-1947

In den letzten Monaten des Krieges flohen große Teile der deutschstämmigen Bevölkerung vor der anrückenden Sowjetarmee. Flüchtlinge wie Vertriebene wurden generell an ihrem neuen Wohnort als solche registriert. Insofern findet man Aufzeichnungen über ihre Flucht generell am ehesten in den Gemeinde- und Stadtarchiven der Orte, an denen sie zuerst unterkamen. Eine weitere Quelle sind nach dem Krieg erstellte Ortschroniken.

Nach dem Krieg wurden viele deutschstämmige Schlesier über das Lager Mariental (Kreis Helmstedt, Niedersachsen) aus ihrer Heimat vertrieben. Jeder Vertriebenentransport wurde in Listen vermerkt, die Namen, Beruf, Geburtsdatum, Konfession und den bisherigen Wohnort beinhalteten. Diese Transportlisten werden heute im Niedersächsischen Landesarchiv, Abteilung Wolfenbüttel aufbewahrt (Signatur NLA WO, 128 Neu Fb. 3 Nr. 255-312). Zumindest zum Teil wurden die Listen bereits in einer Datenbank der AGOFF erfasst – allerdings ist diese nun nicht mehr öffentlich zugänglich und Vereinsmitgliedern vorbehalten. Einige andere wurden über das Grenzdurchgangslager Friedland (Kreis Göttingen, Niedersachsen) deportiert oder umgesiedelt. Das Lager bewahrte detaillierte Unterlagen über jede Person auf, die Informationen wie Namen, Geburtsorte und -daten, Kinder, frühere Adressen und Zusammenfassungen der Lebensläufe der Personen nach dem 1. September 1939 enthalten. Informationen über die über Friedland umgesiedelten Personen kann man beim Museum Friedland anfordern.

Von polnischer Seite wurde die Vertreibung durch die sogenannten Nationalen Repatriierungsämter („Państwowy Urząd Repatriacyjny“ (PUR)) erledigt. Vertriebene wurden bei allen Transporten von diesen Behörden in Listen erfasst. Diese sind allerdings nicht für alle Kreise erhalten geblieben. Eventuell ist auch eine Suche nach dem Schlagwort „Umsiedlung“ („wysiedlanie“) sinnvoll. Ebenso kann eine Aufhebung der Beschränkung auf Bestände weitere Treffer bringen.

Nachkriegsadressen lassen sich auch über die verschiedenen Heimatblätter, die nach dem Krieg von Vertriebenenverbänden für einzelne Orte oder Kreise herausgegeben wurden, feststellen. Diese Heimatblätter enthalten für gewöhnlich auch Familiennachrichten der Abonnenten und Berichte über Flucht und Vertreibung. Manche Heimatstuben oder Heimatkreisgemeinschaften verfügen auch über Karteien zum Verbleib der Kreisbewohner. Ebenso gibt es mit der Heimatortskartei und dem Lastenausgleich weitere Möglichkeiten, mehr über die Nachkriegsadressen herauszufinden (siehe den vorigen Unterpunkt).

Bundesarchiv

In den Ostgebieten nimmt das Bundesarchiv eine besondere Rolle ein, zumal das Bundesarchiv nicht nur personenbezogene Unterlagen von Mitgliedern verschiedener nationalsozialistischer Organisationen (z. B. NSDAP, SA, SS, Organisation Todt), Fallakten zu Gerichtsverfahren und personenbezogene Unterlagen der Einwandererzentralstelle, sondern auch die Akten zum Lastenausgleich (siehe Punkt „Lastenausgleichsarchiv / Ostdokumentation“  für eine Erläuterung) aufbewahren. Personenbezogene Akten der nationalsozialistischen Organisationen können unter Umständen auch Ariernachweise enthalten, was für Genealogen extrem wertvoll ist (im Normalfall aber nur Akten der SS). Im Folgenden wird die Suchstrategie für das Bundesarchiv erläutert.

Den Kern der Suche im Bundesarchiv bildet die Suchmaschine Invenio. Leider ist die Suchmaschine recht fehlerbehaftet – kommen nur Fehlermeldungen, muss man es zu einem anderen Zeitpunkt nochmal versuchen. Zuerst klickt man oben auf „Suche ohne Anmeldung“, dann oben auf „Suche“ und dann auf „Namenssuche“ in der Zeile darunter. Dies öffnet die Suchmaske. Je nach Unterlagentyp gibt es verschiedene Suchstrategien. Die Suchparameter Name, Vorname und Geburtsdatum funktionieren aber immer.

  • Personenbezogene Unterlagen nationalsozialistischer Organisationen: Hier ist oft auch der Geburtsort hilfreich.
  • Lastenausgleich: Hier sind im Normalfall unter „Zusatzfelder durchsuchen“ drei verschiedene auswählbare Parameter hilfreich: „Kreis“ und „Gemeinde“ betreffen den Wohnort der Person vor dem Krieg, „Produzierendes Amt“ den Ort der Antragstellung. Somit lässt sich der Wohnort nach 1952 auf die Gegend um das produzierende Amt einschränken. Leider scheinen nur der Antragsteller bzw. Hauptgeschädigte aufgenommen worden zu sein, weshalb man eventuell nach den Namen anderer Familienangehörigen suchen muss, um die passende Akte zu finden.

Aufpassen: Orts- und Kreisnamen müssen präzise sein – „Hindenburg O.S.“ statt nur „Hindenburg“ oder „Hindenburg O. S.“ mit Leerzeichen, „Sorau (Lausitz)“ statt nur „Sorau“ – und man sollte sowohl die Ortsnamen vor und nach der Eindeutschung polnisch klingender Ortsnamen in den 1930ern versuchen. Über die Vollständigkeit von Invenio ist leider nichts bekannt. Es ist aber anzunehmen, dass im Laufe der Zeit mehr Akten verzeichnet werden.

Generell sind bei Invenio aus Datenschutzbedenken nur für wenige nationalsozialistische Organisationen Mitglieder verzeichnet. Invenio konzentriert sich eher auf den personenbezogenen Briefwechsel der Organisationen; tatsächliche Mitgliederkarteien sind wohl nicht erfasst. Daher ist es ratsam, für die Suche nach personenbezogenen Akten aus den Beständen nationalsozialistischer Organisationen direkt beim Bundesarchiv anzufragen, selbst wenn die Person nicht bei Invenio verzeichnet ist. Benötigt hierzu werden die vollständigen Lebensdaten der Person (Datum und Ort der Geburt und des Todes). Eventuell muss auch noch abgeklärt werden, ob man ein berechtigtes Interesse an den Unterlagen hat.

Sonstige Quellen

Die obige Liste ist natürlich nur eine Sammlung der wichtigsten Aufzeichnungen. Davon abgesehen sind der eigenen Fantasie keine Grenzen gesetzt. Die Staatsarchive Polens bergen einen Reichtum an verschiedenen Sekundärquellen, man muss sie bloß finden. Oft hilft es, den Ortsnamen auf szukajwarchiwach einzutippen oder den gesuchten Unterlagentypus auf Polnisch zu übersetzen und auf der Seite einzugeben.

Ortssuche, Karten, Fotos und Gräber

Ortssuche und Feststellen der Zuständigkeit von Standesämtern und Kirchen

Kartenmeister

Kartenmeister.com ist ein Ortsverzeichnis, welches fast selbst kleinste Orte in Schlesien erfasst und zudem angibt, welches Standesamt und welche Kirchen für den Ort zuständig waren. Bei Ortsnamen mit Präfixen wie „Alt“ oder „Neu“ sollte man diese durch Leerzeichen getrennt angeben („Alt Tarnowitz“, nicht „Alt-Tarnowitz“ oder „Alttarnowitz“). Man kann auch seine Suchnamen für jeden Ort registrieren und nachsehen, ob andere Forscher nach diesen Namen suchen bzw. in den jeweiligen Orten forschen.

AGOFF, GOV, Meyer’s Gazetteer

Alternativ kann man bei AGOFF nachsehen, welche Kirchen und Standesämter für die Orte zuständig waren. Alternative Ortsverzeichnisse sind das GOV und Meyers Gazetteer.

Historische Karten

Arcanum.com bietet eine historische Karte bestehend aus hunderten Messtischblättern im Maßstab 1:25000 als Overlay über die heutige Karte. Damit lässt sich genau feststellen, wo ein Ort heute liegt. Benötigt man eine Karte aus einem anderen Zeitraum, so empfiehlt sich ein Blick auf landkartenarchiv.de, dort gibt es für jeden Kartenausschnitt mehrere Karten.

Ortspläne

Siehe Kapitel „Lastenausgleichsarchiv / Ostdokumentation“.

Bilder

Historische Bilder findet man auf fotopolska.eu (auf „Mapa“ klicken) und polska-org.pl.

Gräber

Leider gibt es in Polen nicht mehr viele Gräber aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Den katholischen Friedhöfen erging es wesentlich besser als den evangelischen, die oft von Vandalismus und allgemeiner Verwahrlosung betroffen waren. Sobald jedoch niemand mehr für die Pflege der Gräber aufkommen konnte, mussten auch katholische Grabstätten schließlich aufgelassen werden.

Es gibt drei Websites, die nützlich sind, um Bilder von Gräbern zu finden, aber der Abdeckungsgrad ist sehr gering:

Akten der Verwaltung

Die Institutionen des preußischen Staats sammelten viele hilfreiche Primär- und Sekundärquellen. Besonders interessant sind Stadtakten („akta miasto“, „akta gminy“), Amtsgerichte („sąd obwodowy“), Landgerichte („sąd krajowe“) Landratsämter („starostwo powiatowe“) und Katasterämter („urząd katastralny“). In diesem Kapitel werden die Stadtakten und Amtsgerichte näher erläutert und eine Suchhilfe zu den Grundakten des Staatsarchivs Kattowitz gegeben.

Stadtakten

Stadtakten („akta miasto“, „akta gminy“) beinhalten alle Überbleibsel der Zivilverwaltung für einen gewissen Ort und sind für Ahnenforscher extrem interessant. Ein Großteil der Akten bezieht sich auf Anordnungen und Kostenrechnungen, aber es sind auch immer wieder Schätze dabei. Stadtakten enthalten unter anderem oft Wählerlisten, Kostenrechnungen der Kirchen (vor allem bei Begräbnissen interessant), Akten der Innungen, Listen von Zugezogenen, Listen von Juden, denen das Bürgerrecht erteilt wurde, Listen von Vereinsmitgliedern, Listen von Mitgliedern der Stadtwache, sowie Polizeiakten. Ebenso sind Stadtakten oft Konvolute für alle möglichen anderen Unterlagen, die sonst in einem eigenen Bestand aufbewahrt werden. In den Stadtakten von Brieg finden sich beispielsweise die Aufgebotsregister des Standesamts Brieg sowie Urbarien und Grundbücher von verschiedenen Orten des Kreises Brieg. Da die Inhalte oft auf Polnisch übersetzt wurden, empfiehlt sich beim Stöbern die Verwendung eines Google-Übersetzer-Plugins.

Bisher wurden von drei Orten umfangreiche Akten veröffentlicht. Nach weiteren Akten kann man auf szukajwarchiwach suchen, indem man „akta miasta“ oder „akta gminy“ und den polnischen Namen des Ortes angibt und links nach „Bestände“ filtert.

Amtsgerichte

Amtsgerichte („sąd obwodowy“) sind für die Ahnenforschung extrem interessant, beinhalten sie doch viele der wichtigsten Unterlagen zur Ahnenforschung in Schlesien. Zum einen wurden in Amtsgerichten Kirchenbuchduplikate aufbewahrt, zum anderen verwalteten diese Gerichte die Grundakten der schlesischen Orte. Testamente wurden ebenfalls hier verwaltet. Ebenso interessant sind diese Gerichte bei Fällen von unehelichen Kindern – man kann zu diesen sogenannte Pflegschaftsakten finden.

Amtsgerichte gab es in fast allen mittelgroßen Städten. Allerdings wurden sie über die Jahre hinweg mehr und mehr zentralisiert. Bei Meyer’s Gazetteer kann man nachsehen, welches Amtsgericht für einen gewissen Ort zuständig war (Abkürzung: AG).

Es folgt nun eine Liste aller bekannten Bestände zu schlesischen Amtsgerichten. In den Klammern wird die insgesamte Menge an Unterlagen für jedes Amtsgericht angegeben (in laufenden Metern (lfm)). Somit lässt sich abschätzen, wie sehr ein Ort von Kriegseinwirkungen getroffen wurde (gilt nicht für alle Amtsgerichte im Einzugsgebiet des Staatsarchivs Kattowitz, siehe den nächsten Unterpunkt). Per Klick auf die Links lässt sich auch auf der rechten Seite nachsehen, inwiefern diese Unterlagen bereits von den Staatsarchiven inventarisiert worden sind. In vielen Fällen wurden die Bestände der Amtsgerichte noch nicht vollständig inventarisiert, was auch bedeutet, dass es in der Zukunft noch Überraschungen für uns geben wird – und dass man nur vor Ort nach den genauen Inhalten forschen kann. Ein Problem in der vom Staatsarchiv Breslau abgedeckten Gegend ist, dass ein Großteil der Amtsgerichtsbestände während des Oderhochwassers 1997 beschädigt wurde und man diese daher derzeit noch nicht einsehen kann, bis die Restaurierung abgeschlossen ist.

Grundakten im Staatsarchiv Kattowitz

Das Staatsarchiv Kattowitz (mit Nebenstellen) hat die Grundakten aus seinem Einzugsbereich zum Teil aus den Beständen der zuständigen Amtsgerichte ausgegliedert und in separaten Beständen untergebracht, welche mal nach Kreis, mal nach Amtsgericht benannt wurden.

Generelle Tipps und Hinweise

Hilfestellung

Sollten Sie persönliche Hilfe brauchen, gibt es einen exzellenten Ort dafür:

Verwandte finden

Machen Sie es anderen Forschern leicht, Sie zu finden.

DNA-Genealogie

DNA-Genealogie ist in Deutschland und Polen noch nicht sonderlich verbreitet, weshalb ein verhältnismäßig großer Anteil der DNA-Matches oft aus den Vereinigten Staaten stammt. Gemeinsame Vorfahren kann man so im Normalfall über etwa fünf Generationen hinweg bestätigen. Sollten Sie einen DNA-Test gemacht haben, laden Sie ihre Daten bei Ihrem Anbieter herunter und laden sie sie auch bei MyHeritage und GEDmatch hoch. Damit vervielfachen sich die möglichen DNA-Matches.

Sollte man schlesische Vorfahren haben, wäre es auch sinnvoll, bei GEDmatch auch unter „Ancestor Projects“ eine Mitgliedschaft bei der „Silesia Ancestor Group“ beantragen. Auf diese Weise ist es möglich, die Daten gezielt mit anderen Personen mit schlesischen Vorfahren zu vergleichen.

Häufige Fehler

Einige Fehler, die schlesische Ahnenforscher oft zu machen scheinen:

  • Abhängigkeit von Ancestry: Ancestry hat nur beschränkte Unterlagen, sowohl nach abgedecktem Zeitraum, als auch Orten. Schlesische Ahnenforschung ist letztendlich meist manuelles Suchen in Zivilstandsregistern und Kirchenbüchern. Deshalb sollte man nicht aufgeben, wenn der einfachste Weg keine Ergebnisse liefert.
  • Benutzen der Suchfunktion von szukajwarchiwach und Familysearch, um Register zu durchsuchen: Szukajwarchiwach indexiert seine Register generell nicht nach Namen, während die Register bei Familysearch nur sehr spärlich indexiert sind. Dies scheint Ahnenforscher zu frustrieren, die diese Beschränkungen nicht kennen.
  • Ignorieren der Datenschutzzeiträume: Viele Ahnenforscher scheinen schon am Anfang stecken zu bleiben, da sie erwarten, Unterlagen online zu finden, die sich noch in den von Datenschutzgesetzen abgedeckten Zeiträumen befinden. Normalerweise muss man bei „jungen“ Unterlagen eine Anfrage an die zuständigen Behörden stellen. Erst nach Überwindung des Datenschutzzeitraums kann man dann mehr selbstständig suchen.

Schlesische Ahnenforschung unterstützen

Jeder kann einen Beitrag leisten, um die Ahnenforschung in Schlesien zu unterstützen und der Ahnenforschergemeinschaft etwas zurückzugeben.

  • Helfen Sie anderen mit Ihrem Wissen, z. B. in Foren oder Mailinglisten.
  • Spenden Sie an Webseiten und Vereine, die die Ahnenforschung in Schlesien einfacher machen, z. B. Geneteka, Silius Radicum, meine-ahnen.eu, Kartenmeister.
  • Indexieren Sie Unterlagen für Geneteka. Eine deutschsprachige Anleitung gibt es hier (polnisches Original hier).
  • Unterstützen Sie Webseiten mit eingescannten Bildern aus Ihren privaten Fotoalben und Dokumenten in Ihrem Besitz:
  • Unterstützen Sie OFB-Autoren, indem Sie ihnen Zufallsfunde zuschicken – finden Sie zum Beispiel einen Eintrag zu einer Person, die gebürtig aus dem Kreis Leobschütz stammt, gibt es garantiert einen Abnehmer, wie Sie der Karte entnehmen können.
  • Unterstützen Sie diese Seite! Dazu nehmen Sie bitte per E-Mail Kontakt mit mir auf.
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    • Haben Sie in den Beständen zu schlesischen Zünften geforscht und können mir mehr über das genealogische Potenzial dieser Unterlagen verraten?

Schlesische Ahnenforschervereine