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Hintergrund
In Preußen zeigten die katastrophalen Erfahrungen aus den napoleonischen Kriegen die Notwendigkeit auf, das Militär zu modernisieren. Neben einer grundlegenden Änderung der Heeresstruktur 1807 wurde 1813 das alte Kantonsystem durch die allgemeine Wehrpflicht abgelöst. Dadurch mussten nun alle Männer über 20 einen dreijährigen Wehrdienst ableisten, gefolgt von zwei Jahren als Reservist im stehenden Heer.
Mit der Durchführung der Registrierung, Musterung und Aushebung der Truppen wurden Wehrersatzkommissionen beauftragt. Mit der Gründung des deutschen Kaiserreichs 1871 wurde die auch die deutsche Armee nach preußischen Vorbild aufgebaut.
Leider ist von der ehemaligen preußischen Armee heute nur noch wenig überliefert. Ein Großteil des Aktenbestandes der preußischen Armee wurde durch ein von Kriegseinwirkungen verursachtes Feuer im preußischen Heeresarchiv in Potsdam 1945 vernichtet.
Für einfache Mannschaften ist die Quellenlage deshalb extrem schlecht; schließlich gingen alle Stammrollen bei dem Feuer verloren. Auch vor dem Krieg erstellte Regimentschroniken beschäftigen sich eher selten mit einfachen Soldaten und niederen Offiziersrängen.
Eine wichtige Alternative zu den nicht mehr vorhandenen Stammrollen stellen daher die sporadisch in Amtsblättern erschienenen Musterungslisten dar, in denen zu musternde junge Männer, einschließlich einiger zurückliegender Jahrgänge, zur Musterung bestellt wurden. Der Detailgrad dieser Listen variiert stark, neben dem Namen und dem Wohnort der Person finden sich aber auch Angaben zum Geburtsjahrgang, körperlichen Eignung, und Beruf. Erschienen Wehrpflichtige nicht zur Musterung, wurden zudem weitere Aufrufe oder Fahndungslisten sowohl in den Amtsblättern, als auch im Reichsanzeiger veröffentlicht.
Musterungslisten des Kreises Militsch
Im Kreis Militsch wurden Musterungslisten in den Jahrgängen 1857-1906 des Militscher Kreisblatts veröffentlicht. Es ergeben sich leider einige Lücken aus den Jahren, in denen keine Listen veröffentlicht wurden (1866, 1891-1899) und den nicht überlieferten Jahrgängen (1861-1862, 1903-1904). Insgesamt sind also für 36 Jahrgänge die Musterungslisten erhalten geblieben.
Ich habe die Musterungslisten aus dem Militscher Kreisblatt nun komplett rausgesucht, so gut es geht bereinigt und mit dem Programm Transkribus automatisch mit Text hinterlegt. Ursprünglich war eine Umwandlung in Excel geplant, was aber aufgrund des enormen Aufwands einer Korrekturlesung und Umformatierung verworfen wurde. Dennoch möchte ich meine Arbeit gerne mit der Ahnenforschergemeinschaft teilen. Deshalb veröffentliche ich hier die Musterungslisten des Kreises Militsch.
Da die Listen zum einen bereinigt, zum anderen nicht korrekturgelesen wurden, muss man bei der Suche in den Listen einiges beachten.
- Die Liste enthält zahlreiche der nicht perfekten Technik geschuldeten Erkennungsfehler. Deshalb empfiehlt es sich, bei der Suche (Suchfunktion verwenden – STRG + F) nicht auf vollständige Nachnamen zu setzen – je kürzer die Suchbegriffe, desto besser.
- Die Bilder enthalten aufgrund der Bereinigung nicht alle Details – Jahrgänge, Berufe, Musterungsgruppen wurden entfernt. Deswegen empfiehlt sich ein Nachsehen der Originalliste im Militscher Kreisblatt – siehe dazu die Quellenangaben.
Quellenangabe
Die Listen wurden den folgenden Ausgaben des Militscher Kreisblatts entnommen:
Jahr | Ausgabe |
1857 | 29 |
1858 | 26 |
1859 | 25, 28 |
1860 | 9 |
1861 | Jahrgang fehlt |
1862 | Jahrgang fehlt |
1863 | 28 |
1864 | 12 (nur “Unabkömmliche”) |
1865 | 25 |
1866 | Keine Liste veröffentlicht |
1867 | 31 |
1868 | 37 |
1869 | 37 |
1870 | 27 |
1871 | 12 |
1872 | 18 |
1873 | 25, 28 |
1874 | 23 |
1875 | 25 |
1876 | 26 |
1877 | 23 |
1878 | 22 |
1879 | 24 |
1880 | 24 |
1881 | 26 |
1882 | 22 |
1883 | 25 |
1884 | 25 |
1885 | 23 |
1886 | 22 |
1887 | 23 |
1888 | 21 |
1889 | 23 |
1890 | 43 |
1891-1899 | Keine Liste veröffentlicht |
1900 | 31 |
1901 | 43 |
1902 | 34, 36 |
1903 | Jahrgang fehlt |
1904 | Jahrgang fehlt |
1905 | 42 |
1906 | 48, 49 |